Fr

25

Jan

2008

Auf gehts...

Der Abflug von Zürich nach Montevideo

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Es lebe Wifi! Das erste Update

5.2 Abfahrt

 

Auch die grösste Reise fängt mit einem kleinen Schritt an... so hole ich unser Zebra aus dem „Stall“ in Buttisholz wo es die letzten Monate vor sich hin schlummerte. Zuvor noch alles abmontieren was man klauen kann aus der Kabine etc... man hört so einiges was in den Häfen geklaut wird...so:

 

- Scheinwerfer wegmontieren
- Sandbleche in die Kabine
- Alle Schrauben verkleben
- Schrauben zu den fake-Nummernschildern mit selbstsichernden Muttern befestigen und die Schrauben „verboren“.
- Lautsprecherboxen abmontieren
- Kindersitze hinten rein
- Rückfahrkamera demontieren
- Stromumwandler demontieren... schwarzes Kabel einfach lösen, rotes geht nicht, komplett ummantelt und verklemmt.... abgeschnitten = Problemlösung und Problemverlagerung zu gleich

 

So.. Zebra starten und los geht es. Zuerst nach Sempach und den grossen Abschied von meinen Eltern und meiner Familie... mir bricht es fast das Herz meinen kleinen Weinen zu sehen und meine Eltern...

 

 

Zebras Stall
Zebras Stall

Jetzt geht es los... Autobahn Richtung Basel... vertraute Strassen, Autos, Menschen, viele Gedanken... Zoll Basel, erstes Hinderniss, Autos geradeaus, Lastwagen mit Ware rechts... ich bin zwar ein Lastwagen aber mit Wohnmobil..... also doch eher ein Bus? 20 Meter vor dem Zoll steht maximal Breite 2 m... super das Zebra ist einiges breiter um die Hüfte rum... also doch ein Bus.... nach einem eleganten Schlenker nach rechts halte ich vor einer Barriere.. Kein Mensch da, aussteigen ins Häuschen gehen und ganz brav am Deutschen Schalter erklären dass man eigentlich kein Bus sei aber die Breite und... der Beamte sagt: Ja, sie sind kein Bus, daher können Sie weiter fahren.. nun habe ich es offiziell das ich kein Bus, kein Lastwagen, kein Auto bin. Dies wird mir beim nächsten Zoll enorm viel weiterhelfen.

 

Deutsche Autobahn, mit gemütlichen 80 km/h ordne ich mich rechts ein und lasse mich als fahrende Schikane durch zeitgestresste Brummis überholen und bin stolz aktiv an Elefantenrennen teilnehmen zu dürfen. Nach 2 Stunden schneit es Bettlacken vom Himmel und die Scheibe ist im nu voll von Schnee. Unerschütterliches Weiterfahren Richtung Hamburg. Unterwegs frage ich mich was wohl der Unterschied zwischen einem Autohof und einer Autobahnraststätte ist... diesem Gedanken folgend fahre ich bis Abends durch Deutschland. Gedanklich eine Münze werfend wird’s die Autobahnraststätte.. die erste angesteuert.. kein Platz mehr für mich... super dann halt der nächste Autohof. Im dunkeln und bei Schneefall fahre ich auf einen riesigen Parkplatz mit lauter Lastwagen, riesen gross, ich stelle das Zebra in dies erste Reihe und fühle mich wie ein Grosser. Also sind Autohöfe einfach grösser als Raststätten und ausserhalb der Autobahn und wohl auf die Bedürfnisse von Truckers eingerichtet:
- Schnitzel Pommesfrits, Cordon Bleues etc. alles von der fritierten Front mit min. 2000 Kalorien +
- Bier en masse
- kleines Spielcasino wo die Truckers ihr weniges Geld verbraten können.
- romantische Strassenbeleuchtung mit Scheinwerfern, riesige Mulden für den Müll und überall Klos (die beiden letzten Massnahmen sind wohl eher zum Selbstschutz der Platzbewirtschafter) Denn wenn ich eins gelernt habe von den Truckern, das Geschäft wird im Dunkeln im Umkreis von maximal 5m des Trucks erledigt.

 

Wunderbare Nacht, die Heizung wärmt und ich bin schweine Müde. Ich habe nicht die Rechnung mit den Schlafzeiten der Truckers gemacht, irgendwie haben die sich abgesprochen, dass alle 30 Minuten wieder einer in meiner Nähe startet und dies die ganze nacht hindurch das obligate 10 Minuten warmlaufen lassen inklusive.

Um 22 Uhr klopft es an meine Türe, super, das Licht anmachen, Verdunklung vom Fenster runterrollen scharf nach unten schauen, damit ich überhaupt jemand sehe... Ein Mann verlangt von mir 8 Euro für die Übernachtung... ich frage ihn für was? Für die Quadratmeter die ich einnehme auf dem Platz inklusive der Benutzung der Abfalleimer? Man könne die 8 Euro auch als Gutschein im Spielcasino oder Restaurant einlösen, meinte der Platzwart. Da ich schon gegessen habe im Restaurant aber keine Quittung vorzuweisen hatte genügte ihm meine detaillierte Beschreibung der Serviertochter und des Essens um mir eine gute Nacht zu wünschen... Sein Wort in gottes Ohren.

 

Hamburg ich komme... morgens um 7.00 Uhr scheibenkratzen... losfahren.. das Navi führt mich kurz vor Hamburg Richtung Stove Strand wo mein, nach Reservationsbestätigung, schöner Stellplatz auf mich wartet. Nach zig Kilometern durch die Pampa mit stetiger Abnahme von Zivilisation komme ich dann wohl am Ende der Welt an, hinter einem Damm (Elbe) am Ende der Strasse der 4 Sterne Camping, unfreundliche Begrüssung, Depot zahlen, Platz zugewiesen. Freundliche Menschenblicke begleiten meine Einfahrt in den Camping (Klischees stimmten, Frauen bewaffnet mit vergilbten Trainerjacken und Adiletten und adretten Hündchen säumen den Weg... die Wohnen hier!) Mein schöner Platz ist da! Super der Boden aufgeweicht und von sichtbaren Spuren von durchdrehenden Rädern im Schlamm angereichert. Ich fahre wohlwissend meines Gewichtes (ca. 8-9 Tonnen) auf die grossen Steinplatten die das Einsinken verhindern sollen. Nachdem die Hinterachse die erste Berührt hat bricht diese zugleich in 2 Stücke und die anderen stellen sich beim befahren auf und brechen auch zu gleich.... Nun ja Korateralschäden beim Parken sind hoffentlich bei dem schönen Platz inklusive... da ich die Rückfahrkamera abmontiert habe, breche ich gleich noch dem idyllischen Bäumchen hinten ein paar Ästchen ab... so das reicht, Handbremse anziehen und so tun als alles ganz normal sei. Beim Aussteigen stehe ich im Schlamm... hmm.. (deswegen die Reifenspuren im Dreck... denn wen man dann aussteigt würde man auf den trockenen Steinplatten landen... falsches Denken meinerseits...) das gehört wohl zum schönen Platz. Die Aussicht ist fenomenal zu meiner rechten ein Wohnwagen der wohl schon seit 7 Jahren da steht und offensichtlich bewohnt ist, zu meiner linken Schlamm und Dreck und weitere sehr schöne Stellplätze.

Nun ja, der Strom fliesst und die Anlage für WC und Duschen sind sauber. Ein kleiner EDEKA Laden ist von 10-11 geöffnet. Das passt schon. Es ist immer noch kalt und es schneit zwischendurch, die Heizung gibt mollig warm.

Am Abend hat sich Stefan und Anne angemeldet, da sie in der nähe einen Termin hatten. Es wird ein schöner Abend, die Eigenheit der Norddeutschen nicht zu Grüssen und abfällige Blicke zu werfe treffen auch Stefan und Anne.... es liegt wohl nicht an mir...

 

Ach fast vergessen, die kurze Fahrt (1km) vom Camping zum Restaurant (Donnerstag geschlossen) entlang des Deiches war für Stefan eine Herausforderung, seine unkonventionelle Fahrweise viel prompt der wohl einzigen Polizistin im Umkreis von 40km auf, welche sich durch weis Gott für einen Zufall gerade am Deich befindet, und so wurden wir gestoppt und nach den Ausweisen gefragt. Da Stefan sofort mit einem Redeschwall auf die Arme Polizistin (in Zivil) einredet, dass ich nach Südamerika ginge und wir eigentlich zusammen arbeiteten und mich nun abholten zum Essen vom Camping und das Anne auch dort arbeitete, machte Sie nicht wirklich weniger misstrauisch.. nun ja da seine Angaben durch alle Pässe und durch uns bestätigt wurde und wir keine Alkoholfahne noch erweiterte Pupillen hatten wurden wir wieder entlassen. Fragend nach der korrekten Einfahrt zum Restaurant konnte Sie uns auch nicht weiterhelfen....

 

Nach dem Essen hatten wir noch das Vergnügen den Frauenchor von Stove zu sehen und bekamen die Probleme des Vereins nach geeignetem Nachwuchs zu hören, die Überlegung sich mit dem Männerchor zusammenzuschliessen welcher offensichtlich ein weiteres Einzugsgebiet genoss wurde verworfen... 1-2 Auftritte im Jahr zusammen genügen...

 

 

Abend mit Stefan und Anne
Abend mit Stefan und Anne

Schiff ahoi! 8.2

 

Der Finale Anruf kommt, mein Schiff fährt am Freitag, Ich muss spätestens am Mittag da sein wegen den neuen Zollformalitäten und Fahrzeugkontrollen die verschärft wurden. Spätestens um 17.00 Uhr muss mein Fahrzeug auf dem Schiff sein. Ok alles eingeschärft...

 

Ich tanke die Kiste nochmals mit gutem europäischen Diesel voll und will mit Kreditkarte zahlen..... wir nehmen keine Kreditkarten mit Unterschrift... bitte wie? Sie haben doch die Kleber an der Türe und ich habe eine Kreditkarte dieser Unternehmung.... ich habe 4 Kreditkarten.... alle mit Unterschrift... der Ton des Kassierers wird härter.... vermutet der Zechprellerei? Wenn ich eins nicht abkann, dann wenn jemand so tut als ob ich nicht bezahlen könnte, ich drehe durch und mache ihm klar das dass nicht mein Problem sei, ich habe 4 Kreditkarten alle gültig auf der ganzen Welt und nur seine Tankstelle in Hamburg, Deutschland, Europa, akzeptiert keine Kreditkarten mit Unterschriften??? Meine Nachfrage ob wir noch in Deutschland sind bringt ihn wiederum zur Weissglut. Ein Trucker hinter mir der sich das ganze anhören musste verwies auf einen Geldautomaten welcher sich 7 Meter entfernt am anderen Ende des Ladens befand... Problem gelöst... Plötzlich ist der Herr Kassierer wieder nett und sagt, es sei schon so dass sie als einziger in der Gegend dies so handhaben.... Ich überlege mir einen Racheakt aber verwerfe ihn zugunsten meiner Karma-Punkte wieder...

 

Punkt 11. Uhr nach zig Nachfragen in schäbigen Büros und bei Truckern bin ich am Terminal des Wunsches angekommen. Völlig gestresset melde ich mich an.... Terminal stimmt.... Die Frage wieso ich denn so Früh da sei verwirrt mich.... nun ja das Schiff kommt erst um 15.00 Uhr rein... kommen Sie um 16.00 Uhr noch mal... Nein Sie verstehen nicht, ich muss um 17.00 Uhr drauf sein... er verwies mich nochmals auf 16.00 Uhr... Ich überlegte mir kurz ob ich Ihn auf die neuen Sicherheitsbestimmungen und den damit verbundenen Zeitaufwand hinweisen sollte, da er aber hinter dem Tresen stand und die Abwicklungen macht, habe ich den Gedanken fallen gelassen...

Super.... 5 Stunden auf dem eisigen Parkplatz kein Restaurant nichts... egal... Bücher lesen und Dar-Vidas essen.

 

Eine längere Wanderung zu einer Frittenbude gibt mir wieder die Möglichkeit zur Nahrungsaufnahme... Bratwurst mit Pommes und viel Ketchup und Mayo.. Ich bin der einzige Gast, welcher sich durch die schicken Heizstrahler erwärmen lässt. Der Besitzer ist genervt, da seine Aushilfe Verspätung hat, es sei immer das gleiche, er hätte schliesslich auch anderes noch zu tun und für etwas bekommt Sie ja ihr Geld, meinte er (Sie kam etwas später mit Ihrem Freund angebraust, alter Audi Vokhila Frisur wie aus den 80er).

 

Mit schwerem Magen geht’s dann nochmals zum Terminal... Cool ich darf rein... ohne Auto... das können Sie später noch reinholen... ok...nur Handgepäck darf ich mitnehmen und bereits die Kabine beziehen... Handgepäck? Meine Nachfrage nach der Definition ergab: = Alles was ich alleine Tragen kann.. ok..

 

Ich werde am Terminal mit einem Transporter abgeholt und zum Schiff gebracht...

 

Wow das ist in Wirklichkeit ein riesen Teil (Wie ich später erfahren werde, haben 3000 Autos darauf Platz!). Ich gehe die grosse Rampe hinauf und werde freundlich empfangen, eingeschrieben und zum Lift gebracht... das Ding ist riesig! 12 Stockwerke und was da alles schon drin ist.. unglaublich... Baumaschinen, Walzen, Tracktoren, Lastwagen etc..   Beim Lift begreife ich das mit dem Handgepäck... Metalltreppen hoch und der Lift ist so klein dass ohne Gepäck 3 reinpassen die sich Lieb haben. Die Anleitung wie man den Lift über den Schacht verlassen kann flösst vertrauen ein... Oben angekommen fällt mir die Höhe auf...ca. 30 Meter über dem Hafen, da sind dann auch die Kabinen untergebracht....

 

Ich bin Passagier Nr. 1 und werde zu meiner Kabine gebracht.. Wow! Da drin verbringe ich nun die nächsten 32 Tage... Ich war positiv überrascht... Kein Fenster (Das war klar denn das kostet ca. 1000 Euro mehr), 2 Betten, ein Schreibtisch, Ein grosser Schrank, Ein Bad mit Dusche und Lavabo, schicker blauer Lenolium Boden, hellbraune Möbel, Neonlicht, und gefühlte 28 Grad, aber alles im allen eigentlich ein kleines Hotelzimmer mit allem was man braucht.

 

 

Ich denke mir dass es aber nett von der Crew ist mir ein wenig Zeit zu geben um mich einzurichten... nach 2 Stunden in der Kabine dachte ich mir, dass es wohl nun an der Zeit sei mich bemerkbar zu machen, da ja das Zebra noch draussen Stand und der eingetrichterte, langwierige Zoll und die neuen Sicherheitsbestimmungen mir das Leben noch schwer machen konnten. Raus auf den Gang... kein Mensch da.. weiter in den Offiziersaufenthaltsraum... keiner da... die Küche sah belebt aus... Voila der Koch, englisch bringt nicht viel...es wird italienisch gesprochen... Ich hole mein verrostetes italienisch hervor und mache mein Anliegen klar.... aha, klar, er holt jemand... Nein, nein, kein Problem, du kannst dein Fahrzeug später holen sagt der first Mate... wichtig! Essen um 19.00 Uhr!

 

Erstes Essen an Bord... Antipasti = Ein Teller mit Linsensuppe... bin eigentlich schon satt... primo piatti = Hünchen mit Fritten, secondo piatti, Fleisch mit Sauce... anschliessend noch eine Frucht = Honig Melonen... Ich platze... aus falschem Anstand und dem Smile des Kochs folgend habe ich alles verdrückt... (das ging so ganze 5 Tage weiter...)

 

Immer noch einziger Passagier.... kommt wohl niemand mehr! Bin ich denn hier alleine? Um 21.00 Uhr frage ich nochmals nach wegen meinem Auto dass ja draussen steht und sie wissen ja die neuen Vorschriften etc... ja, ja, ich soll um 21.20 unten bei der Rampe sein da werde ich abgeholt und zu meinem Fahrzeug gebracht... ok.. Wie geht der Lift schon wieder, welches Stockwerk?

 

5 Gedrückt und 5 angekommen.... richtiges Deck.... die schmale und steile Treppe hinunter und warten.... keiner da, 10 Minuten...italianita dachte ich mir... da gehe ich doch einfach mal über die Rampe... am Dock kommt ein Typ mit gelblicht angefahren... ich frage ihn ob er mein Taxi sein... er sieht aus wie Jovanotti und spricht deutscht...da Deutscher... er fährt mich zum Terminal, er ist der Hafenmeister und nicht mein Taxi... er erklärt mir das Prozedere und ich hole mein Zebra...

 

Bei der Schranke am Terminal scanne ich mein Papier.... die Schranke geht hoch und ich fahre durch... ein Fahrzeug begleitet mich zum Schiff... die verschärften Sicherheitsbestimmungen und Untersuchungen haben sich offensichtilich bereits perfekt etabliert und ich fahre ohne jegliche Kontrolle zum Schiff. Vor der Rampe halte ich an und Frage 2 Personen die wichtig aussahen ob ich auf das Schiff fahren könne, sie sagten nur das wisssen Sie doch nicht.. ich solle doch einfach mal hineinfahren dann werden sie schon zu springen kommen... so war’s auch... Meine Anwesenheit auf der Rampe blieb keine Minute unbemerkt und Chaos bricht aus.... wohin mit dem Ding... Ich muss das Zebra an den Rand stellen um die Rampe frei zu machen. Dann verschiebe ich mein Fahrzeug an diesem Abend noch 3 mal... in Antwerpen dann nochmals 2 mal...

Ich falle kurz nach 22. Uhr ins Bett und endlich kann ich loslassen, Fahrzeug an Bord, ich an Bord, warme Kabine.... bis nach Südamerika kann also nichts mehr schiefgehen.

 

Hamburg – Antwerpen – le Havre

Draussen ist es schweine Kalt, der Wind blässt und es schneit. 5 Minuten draussen genügen um erste psychologische Erfierungserscheinungen zu registrieren. Wir fahren gegen Mittag aus Hamburg raus. Ich bin auf grosser Fahrt!

 

Alle Offiziere und viele aus der Crew sind Italiener, da wir unter italienischer Flagge fahren. Der Rest der Crew sind Philippinos. Insgesamt ca. 30 Leute. Es wird italienisch gesprochen und gelebt, von der Cabine des Captains trellert in einer enormen Lautstärke Zuccero mit Misere (Liveaufnahme mit Pavarotti), der Koch singt, und sie reden auf Italienisch auf mich ein obwohl ich nur ca. 60% verstehe, aber ich denke die Abwechslung mal andere Gesichter zu sehen tut Ihnen gut. Da ich der einzige Passagier bin sind die ersten Tage interessant und die Crew bemüht sich, dass ich mich nicht einsam fühle. So wird politisiert, Bilder gezeigt und erzählt. Es ist schon ein spezielles Leben das sie führen. 4 Monate auf dem Boot, 2 Monate Urlaub, die meisten haben Familie und sind so zwischen 30 – 45. Einige sind auch 6-8 Monate auf dem Schiff ehe Sie nach Hause gehen können (Vor allem die Philippinos halten es so). Für mich unvorstellbar solange von den Kindern und Frau getrennt zu sein. Aber eben, es gibt weder in Italien noch auf den Philippinien viele Auswahlmöglichkeiten der Leute und der Job ist im Verhältnis ordentlich bezahlt.

 

Zu dem Tagesablauf gibt es nicht viel zu sagen, Feste Essenszeiten:

 

Frühstück 7-9
Mittagessen 12.00
Abendessen 18.00

In den ersen 6 Tage als einziger Passagier habe ich bereits 6 meiner 8 Bücher fertig gelesen. Selbst meine 4- Durchlesung von Herman Hesse Narziss und Goldmund ist mir geglückt (habe ich die letzten 12 Monate als mein aktives Buch auserkoren.)

Einige Stunden DVD und viel Tagesschlafen stand auf dem Programm. Da ich weder Natel-Empfang noch Email , noch TV, Radio hatte, waren Gedanken an mein Arbeitsleben bereits nach 2 Tagen auf See davon geschwommen. Erstaunliche Therapie...

 

Ich habe z.B. erst in le Havre per SMS mitbekommen, dass der Papst zurückgetreten ist... ich meine eine solche Nachricht würde normalerweise innerhalb einer Stunde zu jedem europäischen Bürger durchdringen da von den Medien durch alle Kanäle mit Hochdruck gespühlt und als sehr wichtig eingestuft... Stellvertreter von Gott auf Erden tritt zurück, dass ist doch mal eine Abwechslung in der seichten Medienwelt...

 

Ich hätte diese Information aufgezogen und weitergegeben als Gesprächsthema und darüber spekuliert wieso, weshalb, warum und mich als Insider gefühlt, der jederzeit Bescheid weiss. Bin schliesslich ein Weltenbürger.... wow! Eigentlich bescheuert..

 

Wie auch immer , es zeigte mir, dass ich meinen Medienkonsum in Zukunft enorm einschränken sollte. Was soll ich mit dem ganzen Mist an Informationen anfangen? Überall und immer habe ich News gelesen und Empfangen, 20 Minuten online, NZZ, Der Spiegel alles per App kurz abgecheckt, Beim Autofahren noch jede volle Stunde die Nachrichten und wenn es noch etwas einfacher sein sollte dann der Blick per Internet am Abend... prägnanter geht es nicht.

Aber man ist informiert.... man weiss was um sich geschieht... und nimmt jedes Inforamtionsbröckchen dass zuvor von irgendwelchen Medien als interessant genug eingestuft wurde auf. Infotainment... anstregende Dinge will niemand mehr hören, es ist ein Geschäft die Leute mit Neuigkeiten zu versorgen. Dabei geht es nicht um die Neuigkeiten an sich, sondern diese müssen unterhaltsam sein, sonst kauft es kein Mensch. Einschaltquoten der Nachrichten zählen. Vor allem die wässerigen Kanäle wie 20 Minuten, Blick etc, beziehen sich bei vielen News auf Dinge die aus dem Fernseh und Internet stammen. Die neusten Videos aus dem Internet (Da mal wieder einer der als Superman vom 5 m Dach auf ein Trampolin springt, da einer der sich besoffen Filmen lässt und prompt auf die Schnauze haut etc.)

Die neusten Infos zu den Realityshows (Dschungelcamp Insassen essen Känguru Hoden, Homerun (nein die Filmen da nicht, die sind alle ganz allein da draussen und fürchten den Tod), The Beachlor mit 2 Lesben im Haus etc.) Ich weiss nicht wieviel Zeit ich die letzten Jahre mit lesen von solchem seichten Mist verbracht habe. Ich merke mir für meine To think Zettel:
- Bewusst Informieren..

 

Le Havre:

 

Endlich nicht mehr der einzige Passagier... 4 weitere Gäste sind hinzugekommen und ich muss nicht mehr alleine an meinem Tischen neben den Offizieren essen, kam mir immer vor wie an einem separatem Kindertisch.

 

3 Schweizer steigen zu... !! Franziska und Erich von Winterthur (eigentlich Solothurn und Basel), Simon von Vevey und noch Vladim von Frankreich. Wie sich herausstellen wird eine sehr gutes Grüppchen.

 

Überfahrt nach Dakar – Äquatorüberquerung, Santos Brasilien, Zarate Argentienien, Montevideo.

 

Eine Schifffahrt die ist lustig eine Schifffahrt die ist schön... und in meinem Fall sehr lange. Da alle Tage ungefähr gleich ablaufen und ich mit der Zeit meinen Aktivitätsstatus in Sachen Proaktivität auf ein Minimum heruntergefahren habe hier nur einige Eindrücke:

 

 

Seekrankheit und Wellengang:

 

So ein Schiff, obwohl 213 Meter lang, 35 Meter Breit und ca. 38 Meter Hoch, bewegt sich mit den Wellen. Die Form des Schiffes folgt dem Zweck möglichst viele Fahrzeuge in den Bauch des Schiffes zu bringen und nicht Wellenoptimiert zu reisen. So ist es so, dass das Schiff auch bei normalem Wellengang, je nach Richtung der Wellen von links nach rechts „rollt“ und das mit einem teilweise beachtlichen Winkel. Oder andersrum von hinten nach vorne über die Wellen, oder ein Mix aus den zweien. Ich hatte Glück und war nie Seekrank, jedoch bei heftigerem Schaukeln hat man ein flaues Gefühl im Bauch und schaut zu, dass man nie einen leeren Magen hat. Bei der Hinfahrt nach Hamburg hat die Crew einen Sturm gehabt und das Boot hat sich von links nach rechts im Winkel von bis zu 35 Grad bewegt. Anhand der Einrichtung sieht man auch einige „Einschusslöcher“ von Gegenständen bei härterem Seegang.

 

Geräusche:

 

Hmm.. Auch hier, das Boot ist nicht auf Komfort ausgerichtet und so knatter, krachts, quitscht, rütteltst, knorrts in der Kabine ganz ordentlich. Je nach Wellengang und Richtung ändern sich die Geräusche. Die ersten optimistischen Versuche das geknartze mit Kartoneinschüben etc. in den Griff zu bekommen sind schnell vom Tisch, denn alles bewegt sich und macht Geräusche.. Man gewöhnt sich dran

 

Häfen:

 

Wilkommene Abwechslung mit Action. Per Boot steigt jeweils ein Pilot vor dem Hafen auf das Boot, der die Verantwortung trägt den Kahn sicher in den Hafen zu bringen. Schlepper helfen beim Wenden und Bremsen des riesigen Kahns in den engen Häfen.

 

Das senken der Rampe und das Laden und entladen bringt Action und man sieht was alles in den Bauch des Schiffes gebracht wird oder wieder ausgeladen. Die ganzen Schrott- Exportwagen welche nach Afrika gehen sind der Hammer. Jeder MFK/TÜV Experte Europas würde Augenkrebs bekommen bei dem Anblick der Wagen. Die die nicht mehr anspringen werden mit alten Pickups mit Autoreifen aufsetzen vorne und hinten mit halsbrecherischen Speed durch die gegend geschoben.

 

Neufahrzeuge werden mit Genuss durch die Hafenmitarbeiter mit Vollspeed durch die Gegend gefeuert. Handbremsdreher müssen dabei auch sein. Diejenigen die Glück haben ergattern einen Porsche oder einen AMG Mercedes. So verschwinden über Stunden Autos, Lastwagen, Baumaschinen, Traktoren und sogar eine Lokomotive im Bauch des Schiffes. An jedem Hafen werden Container entladen oder geladen.

 

Spanisch lernen:

 

Euphorischer Gedanke meinerseits jeden Tag zu lernen... durch das italienisch mit der Crew, französisch mit Vladim und Simon, Englisch mit allen ist mein Sprachzentrum ausgelastet und jegliche Versuche Wörter in mein Hirn zu hämmern schlagen fehl.. ich konzentriere mich auf die Seiten mit der Überschrift: Häufige Redewendungen..

 

Taufe durch Neptun:

 

Bei der Überquerung des Äquators wurden alle Novizen von Neptun getauft. D.h. man muss vor Neptun niederknien und bekommt eine eklige Fischpaste auf den Kopf geschmiert und wird anschliessen durch einen Feuerwehrschlauch mit Meerwasser abgespritzt... Ein Zertifikat der Taufe mit einem neuen Fischnamen wird ausgestellt... Ich bin eine Makrele... ich mag kein Fisch

 

Wetter:

 

Von Hamburg nach Antwerpen und le Havre: schweine Kalt
Nach le Havre etwas besser bei 10 Grad:

Dakar warm bei ca. 20-30 Grad
Äquator: unglaublich heiss und feucht... 5 Minuten draussen genügen um schon wieder eine Dusche zu nehmen
Santos Brasilien: 37 Grad und unheimlich feucht... es erschlägt einem förmlich
Zarate Argentinien: ca. 28 Grad nicht mehr so feucht
Montevideo: ca 25-28 Grad, trockene wärme

 

Langeweile:

 

Bücher lesen, Jassen, Romy spielen, DVD bis zur Vergasung schauen, reden, schauen, Velofahrne (Hometrainer), seltenes Ping-Pong, ein bisschen Fitness, ins Meerschauen, Fische beobachten, Navigation verfolgen, Handyempfang in der Nähe von Inseln suchen, Essen, Trinken, Playstation Meisterschaften in WRC Rally aufstellen und Wochenlang zusammen spielen (ich war meistens letzter... ich geb’s zu, aber meine Crashes waren legendär). Landgänge in Santos und Zatre. Routen austüfteln, Fotos machen, Musikhören, Geschäftsideen niederschreiben. Nichtstun

 

Je länger man weniger tut ; desto weniger tut man

 

Das Finale: Montevideo

 

Nach 1.5 Tagen vor Anker gehen wir endlich mit dem Schiff in den Hafen rein... Wir sind uns bis 22.00 Uhr nicht sicher ob wir noch von Bord fahren müssen... Nächster morgen sind wir alle um 8.00 Uhr bereit bei unseren Fahrzeugen... der Agent welcher unsere Papiere erledigen soll/muss taucht nicht auf... manana ... wir kommen nochmals in den Genuss des Essens an Bord und können endlich nach ewiger warterei und ein wenig Behördengang mit unseren Kisten aus dem Schiff fahren.... wir haben fast 17.00 Uhr..

Zur Stosszeit fahren wir dann auch gleich mal quer durch Montevideo City im Konvoi. Eine spannende Abwechslung nach der eher relaxten Bootsfahrt. Überall Verkehr, Busse, Ampelen, geparkte Autos, Motorräder, Velos, Fussgänger... wir quälen uns durch die City... Nur Richi machte es richtig Spass als Profifahrer..

Wir suchen noch im Dunkeln den auf der Karte und GPS System angezeigten Camping, dies mit 2 Lastwagen und zwei 4x4 Autos... Offenbar alte Daten... ? Wir fahren zurück Richtung City und hauen uns hinter einer Tankstelle ans Meer.... ein Liebesparkplatz was die Anzahl gebrauchte Kondome am Boden bestätigt.. Egal... Zusammen Abendessen und ab ins Bett.... Simon hat Pech.. sein Schlafzelt hat die Feuchtigkeit im Schiff nicht überlebt und ziert sich schick im Grünton mit Schimmel: Dachzelt, Duvet, Schlafsack, Kissen, Matraze etc. alles verschimmelt! Er schläft bei mir im Auto...

 

Am nächsen Tag auf der Suche nach einem Camping brauchen wir fast 4 Stunden um einen zu finden wo wir unsere Fahrzeuge reinbringen.... die Telefon/Stromleitungen sind hier ein echtes Problem und wir müssen öfters Strassen meiden oder in wilden Manövern uns unter den Leitungen durchmogeln... dass kann ja heiter werden. Final ein Platz gefunden, alle sind happy und wir richten uns hier mal ein paar Tage ein, bis wir dann wohl alle unseren eigenen Weg gehen werden... Eine gute Gruppe kann ich nur sagen.

 

 

 

 

Zebra goes Southamerika
Zebra goes Southamerika
1 Übernachtung am Liebesplatz... Condome am Boden zeugen von der Fruchtbarkeit der Montevideoraner...
1 Übernachtung am Liebesplatz... Condome am Boden zeugen von der Fruchtbarkeit der Montevideoraner...

Uruguay... on the road

 

 

 

 

Selbst gemacht... :-)
Selbst gemacht... :-)
Das Wiedersehen.. Nach 2 Tagen auf dem Camping Vucfam (wie ich später erfahren habe eine Genossenschaft der Eigenhausbauer aus Uruguay welche sich einkaufen können und anschliessen in diesen Campings für wenig Geld ihren Urlaub verbingen können). Mein Spanisch ist immer noch hervorragend auf die nützlichen Redewendungen konzentriert und ich kann Dinge sagen, welche ich nicht brauchen kann... Es ist endlich soweit und ich sattle mein Zebra und fahre Richtung Flughafen. Mein Garmin Handy Navi zeigt brav den Weg an und die kostenlosen Topo-Maps von Südamerika machen sich bezahlt. An der Zahlstelle freue ich mich erneut über die günstige Einstufung als PW und dass ich weniger bezahlte als Erich... Keiner weis wieso.. Mein Zweifel mit dem Zebra an den Flughafen fahren zu können respektive da parken zu können erweisen sich als übertrieben. Ich habe mir stets vorgestellt mit dem Ding nach Zürich Kloten zu fahren und meine Familie vom Gate abzuholen. Völlig unkompliziert parkiere ich das Zebra in der ersten Reihe direkt vor dem Flughafeneingang (Busparking... hat beim Zoll in Basel schon funktioniert). Sicherheitshalber frage ich noch einen Herr vom Parkplatz der mir sofort die Kelle schüttelt und sich mit Otto vorstellst und meint, alles tranquilla. Ich geniesse die warte Zeit im Mc Donalds bei einem Cheesburger... die heissen hier nicht so sondern Hamburger con cheso... wieder was gelernt.. das Warten wird zur Geduldsprobe... ich kann es nicht erwarten... Endlich kommen Sie angesteuert und ich sehe Sie wieder. Die Stimmen der Kinder kommen mir eigenartig fremd vor... was 5 Wochen ausmachen können... bei Pommes und Colas tasten wir uns wieder an.. (Wir wollen den Kulturschock möglichst klein halten... )
Zurück auf dem Camping lernt meine Familie gleich meine Schiffsgspänli kennen und wir verbringen einige Tage hier um uns langsam an das Leben im Zebra zu gewöhnen. Das erste Asado (grillen) wird zum Abenteuer. Wir kaufen extra beim Metzger Fleisch ein um richtig gewappnet zu sein. Nun ja die Fleischerreien hier haben andere Standards als bei uns und man sieht das Fleisch noch im Ganzen und es wird live vor den Augen mit Bandsägen zugeschnitten. An das Blut und die Fleischresten in und an der Säge oder der Zubereitungsplatte muss man wohl im europäischen Sinn hinwegsehen. Der Tipp vom Verkäufer für ein richtiges Asado gebe es nur ein Fleisch leisten wir folge und laufen mit 1.8 Kg Fleisch (Für 2 Personen, + 2 Kinder) und einer Wurst ca. 500g zum Camping zurück. Gemütliches Wein trinken und grillen in der Runde und meine Familie kommt sichtlich in Südamerika an.
erstes grillen
erstes grillen

Tim ist im Übereifer und muss eine Art imaginäre Checkliste abhacken. Alles was er sich unter der Reise vorgestellt hat muss jetzt und sofort erledigt werden. Dies sind ganz praktische, teils materielle Dinge:

1. Gewehr schnitzen aus Strandgut Holz

2. Steinschleuder kaufen, bauen und auf Dinge schiessen

3. Werkzeugkoffer von Tim sofort in Gebrauch nehmen und darauf lossägen

4. Mit Vorlage aus dem Werkzeugkoffer Laubsägeli arbeiten erledigen (Ich hasste als Kind schon diese Laubsägen.... und so hatte ich ein schönes Flashback an meine Kindheit und den Beweis, dass Laubsägelen eine der döfsten Arten ist, Holz zu bearbeiten. Die Sägeblättli biegen sich in alle Richtungen und brechen schnell ab... entnervt schaffe ich es den vorgegebenen Fussballer auszusägen und beschliesse nie mehr eine Laubsäge zu gebrauchen.)

5. Drachen steigen lassen (Mein semi Profi Drache reisst sofort die Leine und ich kann mich nicht mehr am Strand entlang ziehen lassen ☹ 

6. Pfeilbogen basteln und Indianer spielen

7. Sandburgen bauen und Kanäle ziehen

Die ersten Hürden sind genommen und Tim sieht ein, dass wir noch massig Zeit haben....
Nach 4 Tagen Camping leben mit waschen, abwaschen, kochen, einräumen und umräumen (meine Familie hat tatsächlich noch mehr Gepäck mitgebracht!) und suchen und suchen... irgendwo habe ich das gesehen wird zum Standardspruch und wir suchen uns im und ums Zebra blöd (Es soll nicht die letzte Umräumaktion sein). Alle richten sich langsam ein und bauen ihre Autos um und zusammen haben wir wirklich alles was es dazu braucht (Akkubohrer von Richi, Hohlbohrer und Silikon von mir, Feile von Vladim, Keckse von Simone... der irgendwie immer nur Schokolade und Kekse zu essen scheint. Das Leben zu 8 passt gut. Vladim holt am letzten Tag noch seine Freundin und sein Hund ab.. nun sind wir zu 9 + Hund unterwegs. 

 

 

Hit the road

Zebra goes watercrossing
Zebra goes watercrossing

Da wir alle uns so gut verstehen und den gleichen Weg haben, fahren wir ab nun zu 9 + Hund weiter. Wir lassen es gemütlich angehen und tuckern der Küste entlang Richtung Norden hoch. Die menschenleere Strände sind hier traumhaft und da die Saison so gut wie vorbei ist haben wir die meisten Strände wirklich für uns alleine. Die Strände sind so schön, dass für viele Argentinier aus der Region Bones Aires nach Uruguay in die Ferien pilgern und so gibt es hier mon§däne Badeorte wie Punte el este welche wie klein Cannes, Nizza aussehen. Wir fahren pro Tag ca. 50 km und erledigen unsere Besorgungen unterwegs: Supermarkt, Wasser für die Tanks, Wifi wenn wir Glück haben etc. 

 

Wir finden dank Richis Instinkt immer ganz schöne Plätze direkt am Meer an welchen wir übernachten. Mit unseren Fahrzeugen sind wir jeweils eine kleine Attraktion für die Menschen und wir kommen überall sofort ins Gespräch.. (Je nach Definition auch nicht, da mein Spanisch mit typischen Redewendungen nicht tief gründet). Aber das ist das schöne an den Uruguayos, sie quatschen trotzdem mit einem..  Überhaupt sind die Menschen hier sehr freundlich und winken uns überall zu und freuen sich über unsere Fahrzeuge. Die Kriminalität scheint sich hier auf die grossen Städte zu konzentrieren wogegen die anderen Länder sehr kriminell seien versichern uns die Uruguayer. Nach der Frage ob wir den Waffen dabei hätten für Brasilien und Bolivien um uns zu schützen, suche ich meinen mini-Pfefferspray hervor (danke Steve) und lagere in zentral. Ich denke der kleine Spray reicht um einen Angreifer an einem Auge aus einer Entfernung von 50cm zu treffen... wenn der Wind richtig steht... ich werde mir einen grösseren kaufen... am besten eine Literflasche... das beruhigt und könnte auch gegen Bären oder Pumas eingesetzt werden.. oder Pferde und Lamas kurzweilig erblinden lassen...

 

Einkaufen/Preise:
Nun ja den ersten Schock hatten wir bereits beim ersten Einkauf. Die Preise sind durchaus mit dem Schweizerniveau vergleichbar... also nichts mit günstig hier, Gemüse, Milchprodukte und standard Lebensmittel und Hygieneprodukte sind sehr teuer, einzig das Fleisch ist günstiger. Die Weine aus Chile und Argentinien sind sehr gut und wir schmeicheln unsere Gaumen mit gutem Wein für normales Geld. Das Benzin ist hier auch nicht so günstig wie gedacht, der Liter Diesel liegt bei ca. 1.20 CHF... wir werden später an der Grenze in Brasilien für 1 CHF tanken.

 

Uruguay quick (zu meiner Beschämung weiss ich auch nicht viel mehr):
½ so gross wie Deutschland und das zweit kleinste Land Südamerikas. Wenig Kriminalität, ca 3.5 Millionen Einwohner (davon ca. 2 Millionen rund um Montevideo herum). 26 Millionen Schafe und ca. 9 Millionen Rinder (toll was alles im Reiseführer steht, diese Frage hat mir die ganze Zeit beschäftigt). Stabile Wirtschaft und guter Wohlstand. Wobei ausserhalb der grossen Städte und auf dem Lande fern ab vom Tourismus wir auch sehr, sehr bescheidene Behausungen gesehen haben und die Kluft von Arm und Reich gross zu scheinen sei. Riesige Flächen für Viehzucht und Getreideanbau im Landesinnern. Und ja alle Trinken Mate-Tee. Es gibt selten einen Urugayer welcher nicht mit einer Thermoskanne mit heissem Wasser und seinem spezial Becher mit „Röhrchen“ umherläuft. Offenbar soll das schlank machen, was mir einige Trinker (Mate-Tee Trinker) bestätigten. Sportlich: Ich habe noch nie solche Massen an Menschen joggen, yogen, Pilaten, Fitten etc. gesehen wie in Montevideo. Gleich zu welcher Tageszeit, gleich ob alt oder jung, zu Hunderten sind Sie unterwegs und frönen offensichtlich einem Körperkult, welchen ich in meiner anhaltenden Schiffsfaulheit beherzt widersetzte. 
Fahrweise: sehr zivilisiert und tranquilla wie man sagt. Keine Latinohektik oder gehupe... schon fast englisch könnte man sagen wären da nicht die MFK-Freie Autozustandszone welche manchmal wirklich spezielle Fahrzeuge hervorbringt... jedoch meisten Löcher im Auspuff. Motorradfahren zu 4 ist auch für die Polizei kein Problem oder Grund einzugreifen und viele Kinder fahren über all und auf allen Sitzen mit. (Fürs Protokoll und die Grosis und Opas und die Suva: Die Bilder welche unsere Kinder unangeschnallt im Fahrerhaus zeigen, sind allesamt auf Pisten (ohne andere Autos) mit einer Geschwindigkeit von max. 30 km/h für eine sehr beschränkte Zeit entstanden. Ansonsten sitzen sie in den Testsiegern der Kindersitze in den jeweiligen Jahren des Kaufdatums.... (Bin ich beeinflussbar???)

 

Die Küste hoch bis Chuy
Das Reisen zu 9 + Hund hat grosse Vorteile, bei der Platzsuche z.B. oder bei Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Strassen. So senden wir des öfteren unsere Spähtrups in den 2 Landcruisern in die verschiedenen Himmelsrichtungen los um eben solche Dinge abzuklären und uns anschliessend Bericht zu erstatten. Im Gegenzug bieten wir Ihnen am Abend oder Tag die einte oder andere Annehmlichkeit aus dem Wohnmobil an (inklusive trockenen Schlafplatz, Schatten, Kühlschrank, Werkzeug etc.)
Wir tuckern so gemütlich von einem schönen wilden Stellplatz zum anderen. Die Kinder freut es, denn der Sandkasten am Meer ist unerschöpflich.

 

1. Abenteuer Fähre! Das Einrichten respektive das finden des endgültigen Standplatzes für jedes Fahrzeug ist ein Augenschmaus und hat sich leider jeglicher Videokamera entzogen da alle zu sehr damit beschäftigt waren den einzig richtigen Standort zu haben. Man muss sich dass etwa so vorstellen: Die beiden grossen LKW haben vortritt und fahren mal in eine vorläufige Position. Die kleinen düsen für sich dann ein wenig hin und her und suchen den Platz. Man steigt aus.. Überprüft die Windrichtung, schaut das Terrain etwas genauer auf Ebene Flächen etc. an. Nebst der Windrichtung ist auch die Seite mit der Türöffnung wichtig sowie der Untergrund wo man dann die Treppe hinpflanzt (nicht zuviel Dreck in den Wagen bringen). Die Aussicht ist auch wichtig bei einem schönen Platz und dann natürlich das Ausrichten in der vertikalen und horizontalen, damit man beim Abendessen das Glas am Tisch nicht festhalten muss oder beim Duschen das Wasser nicht mehr abläuft... Den Sonnenstand und Aufgang etc. kann man natürlich auch noch in seine Überlegungen einfliessen lassen. Nun ja... zusammengefasst verschiebt jeder sein Fahrzeug im Durchschnitt 3-4 mal was bei 4 Fahrzeugen auf engem Raume echt komisch aussieht, da wir wie die Ameisen während 10-15 Minuten umherkurven um endlich den einzig richtigen Platz zu haben. 

 

Die Fähre..
Wir entschliessen uns gemäss Karte eine Überfahrt mit einer Fähre zu machen um ein wenig km zu sparen. Wir kommen an einem Seearm an und ich sehe keine Fähre. Geduldig warte ich in der Kabine ein wenig um die Fähre zu erspähen... bis mich Caro darauf aufmerksam macht, dass die Fähre schon da ist..  ah ok, das Ding welches im Wasser treibt und wie ein Schwimmfloss von Huckelbarry Finn (man schreibt das bestimmt anders, aber ohne wikypedia bin ich am Ar...) aussieht wenn er ein Schweissgerät gehabt hätte. Angetrieben von einem Beiboot (Grösse Fischerboot im Sempachersee) mit Aussenborder ca. 40 PS. Da gehe ich nicht drauf... das ist ja fast kleiner als mein Zebra! Das säuft ab! Nach einer Diskussion in der Runde und dem beisteuern der Information des östreicherischen Kitesurflehrers vor Ort, dass der See da nur ca. 1.50 Tief sei und man da gar nicht absaufen könne, fährt zuerst Richi mit seinem Laster drauf. Bei Rauffahren hebt sich die Schwimmplattform gefährlich nach oben... er kommt heil an. Jedenfalls werde ich ermuntert viel langsamer drauf zu fahren... nun ja es schwimmt tatsächlich... dennoch haben wir die Kinder vorsorglich losgeschnallt und haben die nötigen Bewegungsabläufe und Koordination im Falle eines Sinkens besprochen.... Sowas lernt man nicht in der Fahrschule... es sollte zur Pflichtlektüre werden, verlassen von Fahrzeugen im Falle eines Sinken des Fahrzeuges.

 

Anschliessen poltern wir über die ersten Schotterpisten der Küste entlang. Den Schlaglöchern ausweichend gleicht unser Konvoi von 4 Fahrzeugen von oben betrachtet sicherlich einem freestyle Slalomkurs, denn jeder hat das Gefühl besonders gut den Löchern auszuweichen so schwanken alle in irgendeine andere Richtung.

So reisen wir nun zu 9+ Hund 2 Wochen weiter der Küste entlang und freuen uns über ein eingespieltes Team. Dennoch merken wir, dass der Abschied kommt, da wir weiter in das Landesinnere Reisen wollen und mit den Kindern einen anderen Fahrplan ansteuern müssen. Auch Simon will weiter nach Brasilien hoch... so kommt unser letzter Abend zusammen und wir essen nochmals an der grossen Tafel unser z’Nacht. Am nächsten morgen ist sich Simon plötzlich nicht mehr sicher mit Brasilien und entschliesst sich den anderen noch ein paar Tage hinterher zu fahren. So ist es ein Abschied von uns. Mit etwas Wehmut verabschieden wir uns, immerhin habe ich die letzten 6 Wochen mit Ihnen auf engstem Raum durchlebt, ich könnte eine kleine Träne verdrücken, denn es ist schon schön so im Konvoi zu reisen.. man ist nie allein. 

 

Alleine unterwegs:
Wir merken, dass es trotz der Annehmlichkeiten und guten Kammeradschaft die richtige Entscheidung war und so legen wir gleich ein Kinderprogramm ein und schauen uns ein Fort mit vielen Kanonen an, anschliessen auf den Abenteuerspielplatz mit Tieren... und alles für nur 100 Pesos = ca. 5 Fr. 
Durch das Wildcampen hat sich unser Wäscheberg angehäuft und so machen wir Station in einem Camping um mal wieder zu waschen. Ich glaube es ist der teuerste Camping in ganz Südamerika... aber ich will nicht mehr fahren ich bin zu müde und es wird schon langsam dunkel... Natürlich kommen wir wieder mit der Höhe durch den normalen Eingang nicht rein, so suchen wir zuerst den Weg durch die herabhängenden Äste und Brückchen zu unserem Standplatz = der einzige wo das Zebra wirklich stehen kann. Direkt daneben die Kinderanimation.... 

 

Sofort Strom anzapfen... Adapter haben wir ja... nur in diesem Camping haben sie Steckdosen welche der Super Univerale Deluxe Reiseadapterstecker nicht kennt... auch der zweite one fits all kennt dieses System nicht.. die Urugayer wohl auch nicht wirklich, da sie einfach Drähte reinstecken und diese dann mit Ihren Stecker verbinden... lose versteht sich... so verzweifle ich und säge kurzerhand mit Tims Werkzeugkasten Metallsäge den Dritten Stift ab und Erde mich selber... es geht.. 
Plan folgend waschen wir (Caro ich gebs zu) all unsere Kleider. Ihr Ruf nach dem 50 Meter Kletterseil selbstverständlich widersprechend spanne ich ca. 30 Meter... es reicht nicht... wir haben zuviel Wäsche dabei... dabei ist mein Schrank noch voll... ich könnte glaube ich 2 Wochen mich jeden Tag frisch anziehen ohne in Verlegenheit zu geraten..  Die Tage verbringen wir mit Baden (ja im teuersten Camping Südamerikas inklusive Pool) und uns wieder neu einrichten und umräumen.

 

Die Routen für die nächsten Tage. Natürlich will ich nur unbefestigte Strassen fahren und meine Männlichkeit auch im Familientross zünftig ausleben und die tausendmal im Gedanken gefahrene Cameltrophy nachempfinden und Staubwolken hinter dem Zebra aufwirbeln lassen...   Nach 2 Tagen auf Schotterpisten mit 30-50 km/h bin ich bereits leicht gesättigt und wir haben vorerst genug Cameltrophyfeeling.  
Im Landesinnern wird es heiss, die Landschaft ist wunderbar einsam und sehr dünn besiedelt und ich geniesse wieder das australische Feeling, mitten auf der Piste anzuhalten um zu Pinkeln ohne hinter einen Busch gehen zu müssen. Viele Weide und Getreidefelder säumen über den Tag den Weg. Die haben noch Platz hier. Grosse Estadias säumen so alle 20 Km den Weg, teilweise wunderschöne Häuser. 

 

So fahren wir weiter und halten gegen Mittag in einem verschlafenen Kaff mitten am Dorfplatz an. Da wir alle Müde sind beschliessen wir hier gleich zu bleiben. Ich frage gleich die Polizisten welche sich neben unserem Auto aufgestellt haben ob es in Ordnung sei hier zu parkieren, Sie stellen sich mit Namen vor und wollen wissen was für ein Motor drin sei und was wir alles eingebaut haben, sie finden die Kiste cool und wünschen uns alles gute auf unserer Reise und selbstverständlich können wir mitten auf dem Dorfplatz campen... tranquilla... so verschlafen das Nest am Nachmittag war so lebendiger wird es am Abend wenn die ganzen Arbeiter und Farmer mit Ihren Pickups in die Stadt kommen und die ganzen Familien ausladen.

 

Wir waren die Attraktion.. Abends als wir ins Bett gingen hat es noch andauernd draussen geblitzt von Leuten die Bilder vom Wagen machten... gut leise war es nicht, die Wagen fuhren teilweise 20 mal hoch und runter und drehten ihre Motoren auf... Showlaufen der Farmerjugend... 
Nächster Tag wieder Schotterpisten auf wegen die die Karte kennt das Navi aber nicht oder umgekehrt... nach unzähligen Kehren und Wellbrettpisten pockern wir auf eine Fähre zwischen zwei Abschnitten auf der Karte... da muss es eine haben, denn die Strasse geht auf der anderen Seite des Sees weiter.... nach ca. 3 Stunden im Staub senkt sich die Strasse sehr steil ab und wir sehen Wasser.. und ja eine Fähre... sogar grösser als die erste welche wir hatten... die Auffahrt zur Fähre passt genau.. wir haben links und rechts noch 10 cm um hochzufahren... Nur müssen wir Rückwärts auf der anderen Seite hoch, da die Fähre so nicht drehen kann... klappt trotz Zuschauer. Auf Tipp des Fährmanns fahren wir einen kleinen Trampelpfad zu einem Camping.... erstaunlicherweise kommt da tatsächlich ein Dorf und am Ende ein Camping... und was für einer... Wunderbarer Badesee mit erfrischendem Wasser und einem traumhaften Sandstrand. Wir parken direkt davor mit eigenem Wasseranschluss, Grill und Stromanschluss... das schöne daran wir zahlen nur ein Tag, da die Saison fertig ist und so stehen wir hier ein paar Tage und gönnen uns eine Pause und Baden und Sonnen uns, schmieren das Fahrzeug ab, dichten die Fenster neu (heftiger Regen lässt zwei Fenster undicht werden und für etwas habe ich ja noch die 6 Kartuschen Sikaflex). 

 

Caro backt Brot auf dem offenen Feuer und es schmeckt hervorragend sogar eine Pizza wird auf dem Grill gemacht. Der Camping hat sich geleert und wir sind noch die einzigen Touristen hier. 

 

 

The beast!
The beast!